Der Tod von Jina Masha Armini in Polizeigewahrsam in Teheran, festgenommen durch die Sittenpolizei wegen einem nach den islamistischen Vorschriften nicht richtig sitzenden Kopftuch, hat zu einem Aufstand der Frauen im Iran geführt, der das Mullah-Regime herausfordert. Ausgehend von Jinas Geburtsort Seqiz in Ost-Kurdistan haben sich die Proteste über Teheran auf alle Regionen des Iran ausgeweitet und zu weltweiten Solidaritätsaktionen geführt. Die Parole der kurdischen Frauenbewegung „ Jin Jiyan Azadi“ – „Frau Leben Freiheit“ wurde zum grenzüberschreitenden gemeinsamen Kennzeichen der Bewegung gegen patriarchale Unterdrückung und für die Freiheit und Selbstbestimmung der Frauen im Iran und anderswo. Nehmt ihr uns eine, antworten wir alle!
Jina Masha Armini ist kein Einzelfall. Sie ist nicht die erste die in Gewahrsam der Staatsgewalt unter ungeklärten Verhältnissen umgekommen ist. Es ist der Fall, der für die Frauen im Iran das „Faß zum überlaufen“ brachte. Es hätte jede treffen können. Fast alle Frauen im Iran haben schon Erfahrungen mit der „Sittenpolizei“ gemacht. Wegen angeblich unislamischen Verhalten wurden Frauen beleidigt, körperlich angegriffen, verprügelt, ausgepeitscht, landeten im Gefängnis.
Frauenunterdrückung und Frauenfeindlichkeit gehören zu den politischen Grundpfeilern des schiitischen Gottesstaates. Zugsptzt formulieren Feministinnen im Iran: Die Zwangsverschleierung ist die DNA des islamischen Regimes. Über die Frauen kontrolliert das Regime die Gesellschaft, denn die Freiheit der Frau ist Maßstab für die Freiheit der Gesellschaft.
Nach der Machtübernahme der islamistischen Kräfte im Iran gehörte es zu den ersten Maßnahmen ein raktionäres Familienrecht einzuführen und Kleidervorschriften für Frauen zu erlassen. Die Frauen gingen gegen diese Vorschriften, die sie aus der Öffentlichkeit verbannen sollten in Massen auf die Straße. In den Jahren von 1979 bis 1982 demonstrierten 10 Tausende gegen den Kopftuchzwang. Am 8.März 1980 demonstrierten ca. 50.000 Frauen in Teheran. Der Kopftuchzwang hatte für die Frauen nie etwas mit iranischer Kultur zu tun, sondern wurde als Symbol der Frauenunterdrückung bekämpft. Der Widerstand der Frauen hat bereits eine lange Geschichte.
Erinnert sei auch an die in den letzten Jahren geführte Kampagne gegen Kopftuchzwang und Verscheierung von Masih Alinejad.Sie rief die Iranerinnen dazu auf ihren Hidschab abzunehmen und sich dabei zu fotogrphieren und schickte die Fotos dann mit Zustimmung der Frauen an öffentliche Medien. Und immer dann, wenn die iranischen Machthaber davon sprachen, daß der Hidschab die Kultur des Iran sei, kamen dann dies Bilder in die Öffentlichkeit, die genau das Gegenteil zeigten: Der Hidscab ist nicht unsere Kultur!!!1
Sich in der Öffentlichkeit des Kopftuchs zu entledigen war und ist für die Frauen ein mutiger Schritt des zivilen Ungehorsams, den viele mit Repression und Gefängnis bezahlen mußten. Vida Movahed entfachte eine neue Welle von Protesten, als sie an einem Werktag auf einem Strommeiler in der belebten Revolutionsstr. in Teheren stieg und ihr weißes Kopftuch an einem Stock umherschwenkte. Sie wurde verhaftet, später wieder freigelassen. Ihre Aktion fand viele Nachahmerinnen. Ihr Foto mit offenem Haar und das Kopftuch als weße Fahne in der Hand ging um die Welt und wurde zum Symbol der Kampagne. Genannt sei hier auch Shima Babaei. Sie wurde wegen der Teilnahme an der Kampgne wiederholt verhaftet.
„Sie können mich nicht zum Schweigen bringen, auch wenn sie mich verhaften. Ich werde weiter gegen den Hidschab protestieren“, erklärte sie vor Gericht.
Das iranische Regime geht gegen Frauenproteste schon immer mit aller Härte vor. Der aktuelle Aufstand der Frauen hat aber hinsichtlich landesweiter Verbreitung, zahlenmäßiger Beteiligung und der Härte der Auseinandersetzung eine neue Qualität. Auch andere Gegner des Regimes haben erkannt welche politische Sprengkraft der Widerstand der Frauen hat und unterstützen die Kämpfe. Trotz mehr als 150 Getöteter und Tausender Verletzten und Verhafteten gehen die Proteste weiter. Der Frauenaufstand richtet sich zwischenzeitlich auch gegen die religiös verbrämte Diktatur insgesamt. Frauenrechte durchzusetzen macht eine grundlegende Änderung der Verhältnisse erforderlich. In diesem Sinne wird für einen Generalstreik geworben. In Flugblättern werden Cafes, Läden, Fabriken und Verkehrsbetriebe zur Schließung aufgefordert. Erste Streiks werden aus dem Erdölsektor gemeldet.
Wenn es im Iran gelingen sollte einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel zu zu durchzustzen, dann wird er auf die Frauen zurückgehen, die seit Jahrzehnten dafür gekämpft haben ohne sich einschüchtern oder entmutigen zu lassen.
Schwestern, wir stehen solidarisch an euerer Seite. Laßt euch die Führung der Kämpfe nicht aus der Hand nehmen, denn ohne die Befreiung der Frauen wird es auch keinen von der Diktatur befreiten Iran geben. Wir werden von euerem Mut und Entschlossenheit lernen.
Frauenkampf der auf Befreiung zielt ist international!